Auswertung der Beckenboden-Umfrage

Acht von zehn Frauen sind irgendwann ihrem Leben von Beckenbodenbeschwerden betroffen. Diese Aussage gab mir zu denken. Eventuell gerade deshalb, weil man/frau ja eigentlich etwas dagegen tun könnte (in den meisten Fällen). Ich wollte mich bei anderen zum Thema Beckenboden erkundigen und habe eine Umfrage dazu gestartet. Das Ergebnis daraus habe ich dir in diesem Artikel zusammengefasst.

Der Beckenboden wird in den vielen Aus- und Weiterbildungen (Seniorenyoga, Schwangerschaftsyoga, Spiraldynamik) angesprochen. Selbst spüre ich es bei gewissen Bewegungen und Sprüngen auch, dass sich mein Beckenboden in der letzten Zeit etwas verschlechtert hat. Nach jeder Weiterbildung nehme ich mir vor, den Beckenboden besser zu trainieren, ertappe mich aber dabei, dass ich es einfach wieder vergesse. Dann bin ich auf das Buch „Entdeckungsreise zur weiblichen Mitte“ gestossen, was mir wieder ein paar Aha-Erlebnisse beschert hat.

Auf Social Media habe ich darauf hin verschiedene Beiträge zum Thema Beckenboden verfasst. Aus reinem Interesse, wie es wohl anderen mit dem Thema Beckenboden geht, habe ich diese Umfrage gestartet. Das Internet hat mir geholfen, 51 Teilnehmende zu erreichen (49 weiblich, 2 männlich).

Wie gut ist dein Beckenboden?

16 Personen, res. 31 Prozent finden, dass ihr Beckenboden gut arbeitet, 28 Personen beschreiben ihren Beckenboden als ’nicht schlecht, aber könnte besser sein‘. Die sieben Antworten mit ’schlecht‘ betrifft Frauen in verschiedenen Altersgruppen (bis und mit 25 bis 56-60). Nur jemand davon hatte keine Kinder geboren.

Von den 35 Antworten (69 %) mit ‚könnte besser sein‘ bis ’schlecht‘ fühlen sich nur drei eingeschränkt in ihrem Alltag. 13 können das meiste ohne Einschränkung machen, 19 entsprechend fühlen sich nicht eingeschränkt.

11 Leute von den Befragten 51 mussten sich noch nie bewusst mit ihrem Beckenboden auseinandersetzten. 33 hatten sich wegen einer Schwangerschaft das erste Mal mit ihrem Beckenboden befassen (65 %). Andere kamen im Pilates (2) oder im Alter mit beginnender Inkontinenz (3) in Berührung mit ihrem Beckenboden. Zwei Personen mussten sich wegen anderen gesundheitlichen Einschränkungen ihrem Beckenboden widmen.

9 Personen (18 %) der Befragten wissen nicht, wie sie den Beckenboden ansteuern können. Aufgefallen sind dabei ein Mann und eine Frau. Die Frau hatte nach der Schwangerschaft die Rückbildung besucht.

Bebo-Wissen – ein kleiner Test

Ich habe mir fünf Behauptungen überlegt, die die Befragten mit ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘ beantworten mussten. Ebenfalls konnte ‚ich weiss nicht‘ angewählt werden.

Behauptung 1 – der Beckenboden hat drei Schichten (Aussage stimmt)
26 Befragte haben diese Behauptung als ‚Richtig‘ markiert, der Rest (25) mit ‚ich weiss nicht‘.

Behauptung 2 – Männer haben keinen Beckenboden (Aussage stimmt nicht)
Die meisten (42 Personen – 82 %) haben diese Falschaussage erkannt, jedoch haben fünf Personen diese Aussage als ‚Richtig‘ eingestuft, vier hatten mit ‚ich weiss nicht‘ geantwortet.

Behauptung 3 – Der Beckenboden hat Einfluss auf meine Körperhaltung und die Körperhaltung hat Einfluss auf Beckenboden (Aussage stimmt)
92 Prozent der Befragten (47 Personen) haben diese Aussage als ‚Richtig‘ markiert, die restlichen vier wussten die Antwort nicht.

Behauptung 4 – Habe ich einen schwachen Beckenboden, muss ich damit leben und es kann dagegen nichts gemacht werden (Aussage stimmt nicht)
Jede/r weiss, dass man etwas gegen einen schwachen Beckenboden tun kann.

Behauptung 5 – Beim Wasserlassen und beim Stuhlgang darf ich so richtig pressen. Das stärkt den Beckenboden (Aussage stimmt nicht)
Nur jemand hat diese Aussage als ‚Richtig‘ eingestuft, acht waren sich nicht sicher. Der Rest hatte korrekt geantwortet.

Schwangerschaft und Beckenboden

Von den 51 Teilnehmenden hatten 34 Frauen Kinder geboren. Davon haben 26 Frauen (76 %) nach jedem Kind die Rückbildung besucht. Von diesen 26 Frauen haben jedoch bloss 9 den Beckenboden auch nach der Rückbildung aktiv weiter trainiert. Wieso haben es nicht alle fortgeführt? Viele sagten, sie hätten keine Zeit dieses Training durchzuführen und es sei untergegangen. Auch sei das Problem Beckenboden zu wenig akut gewesen. Vier von den Schwangeren, hatten gar keine Rückbildung gemacht. Eine davon beschreibt heute den Zustand ihres Beckenbodens als schlecht.

21 der 34 Frauen haben den Rückbildungskurs als interessant und hilfreich empfunden. Davon haben 10 Frauen das Beckenbodentraining nach dem Kurs weitergeführt.

Der Beckenboden – ein Tabuthema?

Das Thema Beckenboden empfinden nur 9 Personen als ein Tabuthema, ob sie mit Freundinnen oder Eltern/Geschwister darüber sprechen verneinen aber 15 Leute.

„Die Wahrscheinlichkeit, eines Tages Beckenbodenbeschwerden zu bekommen ist gross. Acht von zehn Frauen sind irgendwann in ihrem Leben davon betroffen.“ (aus dem Buch: Entdeckungsreise zur weiblichen Mitte)

Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie sich mit diesem Wissen mehr für einen starken Beckenboden einsetzten würden. 20 antworteten mit ‚vielleicht‘, 30 würden sich für einen besseren Beckenboden einsetzen und nur jemand hat die Frage verneint.

Mein Fazit aus dieser Umfrage

Aus der Umfrage spürte ich hinaus, dass die Frauen eher kein separates Trainingsprogramm zum Thema Beckenboden wünschen, sondern eine Integration in den Alltag bevorzugen. Das ist für mich auch verständlich, dass man als junge Mutter nicht auch noch an das Beckenbodentraining denken kann. Aber auch alle anderen Frauen, Mamis oder nicht, wie auch Männer würden von einer Integration in den Alltag profitieren. Nur schon das Wissen, was den Beckenboden belastet und was nicht, würde einen enormen Einfluss auf die Gesundheit des Beckenbodens und des ganzen Körpers sowie auf das Wohlbefinden haben.

Auch haben sich in der Umfrage junge Frauen gemeldet, sie würden es begrüssen, bereits in jungen Jahren, mehr über den Beckenboden und seine Funktion zu erfahren.

Mich hatten die Antworten zum Tabuthema ein wenig überrascht. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, solange das Thema Beckenboden im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder dem Alter angesprochen wird, ist es ganz normal darüber zu sprechen. Spürt man aber als kinderlose Frau mit 35, dass der Beckenboden nachlässt, hat man eher Hemmungen dies anzusprechen. Da es ja nicht ’normal‘ ist und man keine Belastung durch ein Kind gehabt hatte. Spricht man dann darüber, wird man abgetan, man habe ja noch gar keine Kinder geboren.

Mit meiner neu angedachten Yoga-Klasse „Bedtime Yoga“ rücken junge Mamis in den Fokus. Diese online abgehaltene Yoga-Lektion findet jeweils montags um 20:00 Uhr statt und soll es den Mamis (oder auch Papis) ermöglichen, auch ohne Babysitter Yoga zu üben. In dieser Lektion soll natürlich das Thema Beckenboden auch nicht zu kurz kommen. Ich finde es wichtig, dass sich Frauen ebenso um sich und ihren Körper kümmern. Geht es ihnen gut, geht es der ganzen Familie gut! 🙂

Fotocredit
Titelbild: Pixabay – congerdesign

Seraina

Seraina ist Yoga-Lehrerin bei Yoga-Egge. Durch ihre sportliche Karriere hat sie die nötige Achtsamkeit und das Bewusstsein für schonende aber fordernde Körperarbeit entwickelt. Sie ist offen für Neues und probiert auch gerne andere Yoga-Stile aus.

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