Gewaltloser Umgang mit meinem Körper

Meine letzten 20 Jahre waren geprägt von intensiven Trainings und Wettkämpfen, an denen ich meinen Körper gefordert und beansprucht habe. Auch jetzt brauche ich neben Yoga auch etwas «Aktiveres», wo ich mich auspowern kann. Ich habe mir darüber nie gross Gedanken gemacht, bis wir in der Yoga-Ausbildung über Gewaltlosigkeit gesprochen hatten.

Bei der Besprechung des Yoga Sutras* in der Yoga Philosophie wurden die Yamas und Niyamas (Verhaltensweisen gegenüber der Umwelt und sich selbst) behandelt. Das erste Yama ist die Gewaltlosigkeit (Ahimsa) gegenüber allen Wesen. Ahimsa wurde in unserer Ausbildung oft auch in Verbindung mit dem eigenen Körper erwähnt (per Definition [Yama] bezieht sich das Thema Gewaltlosigkeit eher auf die Umwelt [Mensch und Tier], dieser Aspekt wird aber in diesem Post nicht tiefer erläutert).

* Das Yoga Sutra gilt als Ursprungstext des Yoga und wurde von Patanjali vor mehr als 2‘000 Jahren verfasst. Dieser Leitfaden legt kurz und knapp die Essenz des Yoga-Wegs dar.

Ich konnte zuerst den gewaltlosen Umgang mit sich selbst nicht einordnen. Ich meine, ich tue mir ja nicht selbst Gewalt an… in meinen Augen war ich gewaltlos zu meinem Körper. Ausserdem hatte ich ja jetzt Yoga und seine positiven Seiten für mich entdeckt! Mit dem Fortschreiten der Ausbildung wurde mir dann immer mehr klar, dass Ahimsa auch bedeutet, sich nicht schmerzhaft in eine Stellung zu zwängen sondern auf seinen Körper zu hören und seine Grenzen zu akzeptieren.

Beim Abschlussgespräch an der Yoga-Ausbildung hatte ich mit der Yoga-Lehrerin über mein Training gesprochen und dass ich an Crossfit noch immer festhalten wolle. Sie war dann eher erstaunt und hatte so eine Bemerkung zu Körper und Beanspruchung gemacht. Hier ist mir dann wieder Ahimsa, die Gewaltlosigkeit eingefallen. Quälte ich meinen Körper doch zu viel? Ist das nicht sehr «yogisch» was ich da tue?

Richtige Balance finden

Zum Glück wurde ich bis jetzt von grösseren Verletzungen verschont. Ab und an quälen mich kleine Verspannungen oder es zieht hier und dort. Wenn sich dann der Körper vermehrt mit unangenehmen Wehwehchen meldet, gönne ich mir mal wieder einen Termin beim Osteopathen. Erst kürzlich war ich wieder in der Behandlung, als auch er mich fragte, was ich denn mache, da mein Körper so unter Spannung stand. Just leuchtete mir das Wort Ahimsa wie auf einer blinkenden Leuchttafel vor meinem geistigen Auge auf. Ich musste mir dann eingestehen, dass ich mir die letzten zwei Wochen nicht mehr so gut geschaut hatte. Irgendwie hatte ich meine Yoga-Routine schleifen lassen.

Den Körper an seine Grenzen zu bringen gehört für mich beim Sport nach wie vor dazu, denn nur so kann er stärker werden. Ich würde auch nie Crossfit für Yoga aufgeben! ABER… die gesunde Balance macht es aus. Da ich doch noch ab und zu den Osteopathen sehen muss, nehme ich jetzt mal an, dass ich mein Gleichgewicht noch nicht ganz gefunden habe. Letztens hatte ich drei Crossfit-Trainings und eine kleine Yoga-Einheit (15min / unterrichten ausgeschlossen) in einer Woche. Hier muss ich nicht vorrechnen, dass das Gleichgewicht ausser Kontrolle geraten ist. Das spüre ich dann körperlich. Ich fühle mich sehr verspannt und auch unbeweglicher als sonst. In solchen Momenten muss ich mich wieder zusammen nehmen und mir wirklich auch Zeit für Yoga und die Faszienrolle gönnen.

Zusammenfassend kann ich für mich sagen, dass ich für meinen Körper genügend Erholungsphasen zum Ausgleich benötige und diese aber in einer gewissen Routine geschehen müssen, da sie sonst vernachlässigt werden.

Ist dein Körper ausgeglichen? Oder quälen dich oft Verletzungen und Verspannungen? Was machst du für deinen Ausgleich?

Fotocredits
Titelbild: Pixabay – jarmoluk
Balance: Pixabay – Myriams-Fotos

Seraina

Seraina ist Yoga-Lehrerin bei Yoga-Egge. Durch ihre sportliche Karriere hat sie die nötige Achtsamkeit und das Bewusstsein für schonende aber fordernde Körperarbeit entwickelt. Sie ist offen für Neues und probiert auch gerne andere Yoga-Stile aus.

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